Am 13. Mai 2018 wurde der Internationale Museumstag unter dem Motto "Netzwerk Museum: Neue Wege, neue Besucher" gefeiert, der vom Deutschen Museumsbund koordiniert wird.
Aus diesem Anlaß öffnete am 12. und 13. Mai 2018 das Technikmuseum TECMUMAS in Bad König wieder seine Pforten, diesmal mit der Sonderausstellung "Telekommunikation – Vom Brief zum Smartphone", die sich in mehrere Bereiche gliederte:
Text-Kommunikation: verzögert
Die erste schriftliche
Fernkommunikation fand per Brief statt. Zwischen Absenden und Empfang der
Nachricht konnten mehrere Tage liegen. Als Beispiel für handschriftliche
Nachrichten dienten Postkarten. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts begann die
verbreitete Nutzung von mechanischen Schreibmaschinen (Beispiel: eine
Continental von den Wanderer-Werken). Mit dem Ausbau der Versorgung mit
elektrischem Strom wurden ab den 1920er Jahren elektromechanische
Schreibmaschinen hergestellt (Beispiel hierzu: elektromechanische
Schreibmaschine der Firma Olympia aus den 1960er Jahren). Die
elektromechanischen Schreibmaschinen wurden schließlich von den elektronischen
Schreibmaschinen abgelöst. Hierzu befand sich das Modell Carrera von AEG Olympia
in der Ausstellung. Mit dem Aufkommen der PCs ab den 1980er Jahren verloren die
„reinen“ Schreibmaschinen immer mehr an Bedeutung und wurden durch
Textverarbeitungsprogramme ersetzt. Für den Ausdruck auf Papier wurden zuerst
Nadeldrucker (Beispiel: Star NL10) und dann später Tintenstrahldrucker
(Beispiel: HP 500C) verwendet. Heute kommen meist Laserdrucker zu Einsatz.
Text-Kommunikation: in Echtzeit
Mit dem Aufkommen neuer Technologien wurde es
möglich, schriftlich in Echtzeit zu kommunizieren. Anfangs geschah dies per
Telegramm oder Fernschreiber. Diese Technik stand jedoch nur in besonderen
Fällen Privatleuten zur Verfügung, da sie aufwändig und teuer war. Erst mit der
Einführung von Cityruf 1988 durch die Deutsche Bundespost TELEKOM war es
möglich, Textnachrichten in (quasi) Echtzeit zu übertragen. Dazu wurde die
Bundesrepublik in 16 Regionen unterteilt. Eine Nachricht wurde entweder in einer
Region oder überall versendet. Dies ist der wesentliche Unterschied zum später
eingeführten Scall, wo sich der Empfänger in einem Umkreis von 25 km um seinen
Heimatort aufhalten musste, um die Nachricht zu empfangen. Scall war von 1994
bis 2002 in Deutschland verfügbar. Die Dienste anderer Anbieter (Quix und TeLMI)
hatten ähnliche Einschränkungen. Alle Dienste wurden mit dem Aufkommen der
Mobiltelefone durch den Dienst SMS (Short Message Service) abgelöst, welcher
wiederum durch Applikationen wie WhatsApp auf Smartphones mit Internetzugang
abgelöst wurde. Die Ausstellung zeigte einen Empfänger vom Typ Cityruf AN4, ein
Scall XTS der Telekom sowie ein D-Netz Mobiltelefon als Beispiele.
Sprach-Kommunikation: ortsgebunden
Telefonieren war
bis zur Einführung der Mobiltelefonie immer ortsgebunden. Die Ausstellung zeigte
die Entwicklung der Fernsprechapparate nach 1945. Die Ausstellung begann mit dem
Tischfernsprecher W48. Er war ab 1948 das Standardtelefon der Deutschen
Bundespost und basierte auf dem Fernsprecher W38 der Deutschen Reichspost. Der
Hauptunterschied liegt in der Form der Abdeckung der Sprechkapsel (W38:
trichterförmig, W48: flach). Anfang der 1960er Jahre wurde der W48 durch den
Fernmeldetischapparat 61 (FeTAp 61) ersetzt. Er wurde bis Mitte der 1980er Jahre
hergestellt. Mit ihm geschah der Übergang vom Luxusgut zum Alltagsgegenstand
(1963 hatten 19% der Haushalte einen Telefonanschluss, 1984 waren es 88%). Die
Ausstellung zeigte dazu die Modelle 611-1 in kieselgrau und 611-3 in farngrün
als Beispiele für diese Generation. In den 1970er Jahren kamen Tastentelefone
auf, zuerst für das Impulswahlverfahren (IWV), später für das
Mehrfrequenzwahlverfahren (MFW). Ab 1976 wurde der FeTAp 75 für das
Impulswahlverfahren ausgeliefert, dessen Modellvariante 752-1 zu sehen war. Um
dem Kunden mehr Bewegungsfreiheit beim Telefonieren zu ermöglichen, wurde 1984
der Standard CT1 (Cordless Telephone 1) in Europa verabschiedet. Dieser Standard
nutzt Frequenzbereiche, die heute vom Mobiltelefon (GSM) genutzt werden, daher
dürfen CT1-Telefone seit 1998 nicht mehr benutzt werden. Der Nachfolgestandard
CT1+ nutzte andere Frequenzbereiche und war bis 2008 im Einsatz. Beide Standards
nutzten analoge Übertragungstechniken und waren daher leicht abzuhören. Mit der
Einführung von DECT (Digital Enhanced Cordless Telecommunications, ursprünglich
Digital European Cordless Telephony) im Jahre 1993 wurden die Schnurlostelefone
abhörsicherer. DECT ist auch heute noch der Standard für Schnurlostelefone. Die
Ausstellung zeigte das AEG Liberty S als Beispiel für ein CT1+ Telefon.
Sprach-Kommunikation: ortsungebunden
Die Einführung des C-Netzes durch die
Deutsche Bundespost TELEKOM im Jahre 1985 läutete ein neues Kapitel
Telefongeschichte in Deutschland ein. Mit ihm war es Firmen und Privatpersonen
erstmals möglich, unterwegs telefonisch erreichbar zu sein. Es basiert auf
Analogtechnik, was (wie schon beim Schnurlostelefon CT1 / CT1+) zu Abhörrisiken
führt. Mit dem C-Netz wurden heute selbstverständliche Funktionen eingeführt wie
einheitliche Vorwahl, unterbrechungsfreier Wechsel zwischen Funkstationen und
tragbare Geräte. Die Ausstellung zeigte ein AEG Telecar CD 452 als Beispiel für
ein C-Netz-Autotelefon. Das digitale D-Netz wurde 1992 von der Deutschen
Bundespost TELEKOM (D-1) und Mannesmann (D-2) in Betrieb genommen. Es basiert
wie das 1993 in Betrieb genommenen E-Netz auf dem digitalen GSM-Standard (Groupe
Spéciale Mobile). Die beiden Netze unterscheiden sich im Frequenzbereich sowie
in der Sendeleistung und sind bis heute in Betrieb. Die Ausstellung zeigte die
Entwicklung der GSM-Telefone von der ausziehbaren Antenne (Nokia) über die
Stummelantenne (Siemens S25) bis zur integrierten Antenne (Nokia 6310) und zum
Klapphandy (Motorola V600). Ferner wurde Zubehör (Software zur Erstellung von
Logos, Adapterkabel zum Anschluss an den PC) gezeigt. Mit der zunehmenden
Miniaturisierung der Computer kam der Wunsch auf, diese untereinander bzw. mit
dem aufkommenden Internet zu verbinden. Die Ausstellung dazu zeigte den Übergang
vom PDA (Personal Digital Assistant) zum heute üblichen Smartphone. Ausgehend
von einem PDA des Typs HP OmniGo 700LX, welcher durch Einstecken eines Nokia
2110 Mobiltelefons um mobile Kommunikation erweitert werden konnte über die
erste Generation der Smartphones mit einem Ericsson R380s (das erste Smartphone,
welches unter dieser Bezeichnung vermarktet wurde) und einem Nokia 9110
Communicator zur Generation mit heute „ausgestorbenen“ Betriebssystemen mit
einem HP Palm Pre 2 mit WebOS (= PalmOS), einem HP iPAQ mit Windows Mobile sowie
einem Blackberry mit Blackberry OS.
Außerdem standen weitere interessante Exponate zum Ansehen und Ausprobieren
bereit. Des weiteren wurde die Geschichte des Hauses, des Kulturdenkmals
Hamburger Zigarrenfabrik in der Kimbacher Straße 79 dargestellt und der aktuelle
Stand der Sanierung gezeigt.
Die Ausstellung war jeweils von 10 bis 18
Uhr geöffnet. Zur Stärkung wurden Kaffee, Kuchen und kalte Getränke angeboten.
Der Eintritt war frei.
Weitere Informationen über den Internationalen Museumstag gibt es auf der offiziellen Homepage www.museumstag.de, die über diesen externen Link erreichbar ist.
(c) 2018 by Matthias Schmitt, Letzte Änderung: 2018-08-15